Jamshid Sharmahd wurde am 29.10.2024 im Iran hingerichtet. Der Menschenrechtsaktivist wurde 2020 von Dubai aus in den Iran verschleppt, und unter konstruierten Vorwänden in einem Scheinprozess ohne anwaltlichen Beistand und unter Missachtung aller rechtsstaatlichen Standards zum Tode verurteilt. Jamshid Sharmahd wurde 69 Jahre alt.
Das Mideast Freedom Forum Berlin war seit 2022 Teil des Bündnisses #SaveSharmahd. Wir sind schockiert, wütend und traurig über seine Hinrichtung. Wir kritisieren die Bundesregierung dafür, dass sie sich zu wenig für das Leben von Jamshid Sharmahd eingesetzt hat. Unser Statement finden Sie hier.
Update 26.4.2023: Das oberste Gericht in der Islamischen Republik Iran hat das Todesurteil gegen Jamshid Sharmahd bestätigt. Die Hinrichtung kann nun jeden Moment vollstreckt werden.
Update 21. Februar 2023: Nach Beendigung seines Prozesses am 10. Januar ist Jamshid Sharmahd jetzt wegen "Verdorbenheit auf Erden" zum Tode verurteilt worden. Es gibt eine neue Eil-Petition, die hier unterschrieben werden kann: https://innn.it/SaveSharmahd
Im Sommer 2020 wurde Jamshid Sharmahd von Agenten der Islamischen Republik Iran aus Dubai entführt und in den Iran verschleppt. Dies geschah während eines Zwischenstopps auf einer Geschäftsreise nach Indien. Nur wenige Tage später wurde er im iranischen staatlichen Fernsehen vorgeführt. Mit verbundenen Augen wurde er gezwungen, ein Verbrechen zu gestehen, welches er nicht begangen hatte. Für die Familie war dieses Video ein Schock. „Wir sind immer noch völlig fassungslos, dass dies geschehen ist“, sagt Tochter Gazelle Sharmahd.
Seit dem August 2020 wird Jamshid Sharmahd im Iran an einem unbekannten Ort gefangen gehalten. Ihm werden alle Rechte auf ein ordentliches Verfahren, jeglicher Zugang zum deutschen Konsulat und einem Anwalt verweigert. Er wurde schwer misshandelt und gefoltert. Ihm droht in einem Schauprozess die Todesstrafe und baldige Hinrichtung.
Tochter Gazelle Sharmahd sagt über ihren Vater: „Er ist ein großartiger Vater. Er ist das Fundament, das unsere Familie zusammenhält. Er hat die Bedürfnisse der Familie immer vor seine eigenen gestellt. Er hat hart gearbeitet, um uns eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Neben seiner Arbeit hat er sich unermüdlich für Menschenrechte eingesetzt. Einen Großteil seines Lebens widmete er dem Einsatz für die unterdrückten Menschen im Iran. Dafür nutzte er das Radio und soziale Medien. Für mich ist er die wahre Definition eines Freiheitskämpfers. Doch nun braucht er selbst Hilfe: Wir brauchen die Hilfe aller Menschen, der Presse, und Regierungen der freien Welt, um unseren Vater nach Hause zu bringen.“
Jugend im Iran und in Deutschland: Jamshid Sharmahd wurde 1955 in Teheran, Iran geboren. Im Alter von 7 Jahren reiste er mit seinem Vater zum ersten Mal nach Deutschland und verbrachte den größten Teil seiner Jugend dort. Die deutsch-iranische Familie lebte in Peine. Unter anderem absolvierte er hier eine Ausbildung zum Elektriker.
Kurz vor der Islamischen Revolution kehrte Jamshid 1979 in den Iran zurück. Dort heiratete er bald darauf seine jetzige Frau. Schon bald war Jamshid als Menschenrechtler und politischer Aktivist im Iran ständig der Gefahr einer Inhaftierung ausgesetzt. Deshalb flüchtete das junge Paar mit der einjährigen Tochter Gazelle nur wenige Jahre später aus dem Iran zurück nach Deutschland.
Seit 1983 lebte die junge Familie in Hannover, und Jamshid schloss hier 1989 ein Studium zum Diplomingenieur ab. Dann arbeitete er als Software Ingenieur bei Siemens Hannover. 1995 erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft und gründete zwei Jahre später die „Sharmahd Computing GmbH“.
Menschenrechtler in den USA: Im Jahr 2003 wagte die Familie einen Neustart und zog nach Kalifornien, USA. Auch dort setzte sich Jamshid für Menschenrechte und Freiheit im Iran ein. 2006 erstellte er die Website tondar.org. Auf dieser Webseite konnten politische Dissidenten anonym über Menschenrechtsverletzungen im Iran berichten. Damit geriet er aber auch ins Visier des iranischen Staates. 2008 wurden Jamshid Sharmahd und einer seiner Mitarbeiter im iranischen Fernsehen mit terroristischen Attentaten im Iran in Verbindung gebracht. Eine jahrelange Kampagne des Regimes gegen Jamshid begann.
Attentat auf Jamshid Sharmahd: Doch nicht nur das: Im Jahr 2009 versuchte der iranische Staat einen Mordanschlag gegen Jamshid durchzuführen. Dieser scheiterte jedoch, da der Attentäter Angst bekam und sich der Polizei stellte. In einem Gerichtsprozess wurde der Iraner Reza Sadeghnia in einem Gerichtsprozess schuldig gesprochen, einen Auftragskiller mit der Ermordung Sharmahds engagiert zu haben. Auftraggeber war der iranische Staat. Nach einem Jahr Gefängnis bekam Sadeghnia Hafturlaub und kehrte nicht ins Gefängnis zurück. (Link zum Bericht hier: CNN). Der Stress durch das Attentat machte Jamshid krank. Unter anderem wurde die Parkinson-Krankheit bei ihm diagnostiziert.
Entführung in den Iran: Im März 2020 brachJamshid zu einer dreiwöchigen Geschäftsreise nach Indien und Deutschland auf. Aufgrund der Reisebeschränkungen während der COVID-19 Pandemie konnte er Indien drei lange Monate lang nicht wieder verlassen. ImJuni scheiterte auch seine Rückkehr in die USA, wohin zu dieser Zeit nur US-amerikanische Staatsbürger reisen konnten. Als deutscher Staatsbürger reiste Jamshid zunächst nach Deutschland, entschied sich dann aber, aus geschäftlichen Gründen im Juli 2020 nochmals nach Indien zu fliegen. Die Flugreise hatte einen Stopp in Dubai. Dort wurden mehrere Flüge zur Weiterreise annulliert. Sein Aufenthalt in einem Hotel in der Nähe des Flughafens in Dubai dauerte deshalb einige Tage.
Am 28. Juli 2020 fand der letzte Videochat mit seiner Familie statt. Danach blieben alle Anrufe und Textnachrichten unbeantwortet. Am Morgen des 1. August veröffentlichte ein staatlicher Sender der Islamischen Republik Iran ein Video, in dem Jamshid mit verbundenen Augen zu Geständnissen gezwungen wurde, die er nicht begangen hatte. Irans Geheimdienstminister erklärte, dass es gelungen sei, Jamshid durch eine "komplexe Operation" zu "fangen".
Schauprozess im Iran: Im Februar 2022 wurde Jamshid ohne anwaltliche Vertretung an drei Prozesstagen im Gericht vorgeführt. Das Gerichtsverfahren muss als politischer Schauprozess bezeichnet werden, da dieser teilweise in den iranischen Staatsmedien übertragen wird. Menschenrechtler befürchten die Verhängung der Todesstrafe, weil Richter Abolqasem Salavati – auch bekannt als „Todesrichter“ – den Vorsitz führt. Zudem lautet die Anklage „Korruption auf Erden”, was im Rechtssystem der Islamischen Republik Iran die Todesstrafe bedeutet. Der nächste Prozesstag kann jederzeit stattfinden. Eine Hinrichtung wird im Iran vorher nicht ankündigt und droht jederzeit. Jamshid hat keinen Zugang zu einem von der Familie ausgewählten unabhängigen Rechtsanwalt, dieser wurde von den Behörden nicht zugelassen. Ein vom Regime bestellter Anwalt soll die Pflichtverteidigung von Jamshid übernehmen. Der Pflichtverteidiger forderte dafür von der Familie eine Summe von 250.000 Euro. Anfang Januar erfuhr die Familie, dass der letzte "Prozesstag" am 10. Januar 2023 stattfinden sollte. Ein Todesurteil wird befürchtet. Zur Zeit (16.1.2023) ist noch nicht klar, was bei dem Scheinprozess herausgekommen ist. Inzwischen gibt es zum Glück mehr Aufmerksamkeit für den Fall. Friedrich Merz (CDU) hat eine politische Patenschaft übernommen.
Wie geht es Jamshid Sharmahd heute? Der Menschenrechtler wird seit fast 930 Tagen (Februar 2023) in Isolationshaft an einem unbekannten Ort im Iran gefangen gehalten. Laut UN-Menschenrechtskonvention ist eine Isolationshaft, die länger als 14 Tage andauert, mit Folter gleichzusetzen. Er hat keinerlei Zugang zum Deutschen Konsulat, keinen Kontakt zu seinem Anwalt oder der Außenwelt. Mit seiner Ehefrau durfte er in den vergangenen 19 Monaten nur fünf Mal sehr kurz und unter Aufsicht telefonieren. Er hat viel Gewicht und alle Zähne verloren. Er leidet unter Herzschmerzen und anderen Schmerzen sowie Atembeschwerden und kann nicht mehr richtig gehen. Am 21. Februar 2023 wurde Jamshid wegen "Korruption auf Erden" zum Tode verurteilt. Seine Hinrichtung kann damit unmittelbar bevorstehen.
Helfen Sie mit, Jamshids Fall bekannter zu machen und so sein Leben zu retten. Jeder Bericht in den Medien und in den sozialen Medien hilft dabei.
Schreiben Sie an die Bundesregierung:
Unterzeichnen Sie die Petition an die Bundesregierung, dass sie sich für die Sicherheit und das Leben für Jamshid Sharmahd einsetzt.
Hier ist ein Link zur Petition und einem Brief an Annalena Baerbock, Olaf Scholz und Präsident Biden. Jamshid so zu helfen, dauert nicht länger als 2 Minuten, und es könnte sein Leben retten.
Helfen Sie, den Fall Jamshid Sharmahd bekannter zu machen:
Jeder Bericht über die Entführung, den Prozess, die Situation von Jamshid hilft. Die internationale Aufmerksamkeit erhöht den Druck auf das iranische Regime, Jamshid besser zu behandeln und den Druck auf die Bundesregierung, sich für ihn einzusetzen. Pressevertreter/innen vermitteln wir gerne den Kontakt zur Familie Sharmahd.
Social Media:
Verbreiten Sie Informationen über den Fall auf den sozialen Medien. Teilen Sie zum Beispiel das Video seiner Tochter Gazelle und helfen Sie so mit, Jamshids Hinrichtung zu verhindern. Bitte verwendeen Sie dabei auch den Hashtag #SaveSharmahd. JETZT Video teilen
Webseite der Familie: https://freesharmahd.org/
Petition für Jamshid Sharmahd: https://www.change.org/Save-Jamshid-Sharmahd
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte IGFM: https://www.igfm.de/kampagne-save-jamshid-sharmahd/
Pressemitteilung des Mideast Freedom Forum Berlin: https://www.mideastfreedomforum.org/presse/presseaussendungen/savesharmahd
Pressekonferenz der IGFM: https://www.mideastfreedomforum.org/veranstaltungen-20er-jahre/jamshidsharmahd
Die Welt: Was der Iran mit ist Geiselnahme (18.4.2022)
Stern.de: Ihrem Vater droht im Iran die Todesstrafe: "Er kann nicht mehr laufen, die Zähne sind ihm ausgefallen"(4.4.2022)
taz: Schauprozess gegen Regimekritiker (6.3.2022)
Die Welt: Verhandeln Sie nicht mit den Kidnappern meines Vaters! (21.2.2022)
Bild: Menschenrechtler schreiben Brandbrief an Baerbock (14.2.2022)
Bild: Deutsch-Iraner droht im Mullah-Knast der Tod! (10.2.2022)
Bild: Deutsch-Iraner als „Terroristen-Chef“ im Mullah-Knast (28.6.2021)
ZDF: Deutsche als Faustpfand der Mullahs (31.3.2021)
Der Spiegel: »Wenn ich an meinen Papa denke, stelle ich mir vor, wie sie ihn foltern« (26.11.2020)
Deutsche Welle: Entführt in den Iran (7.8.2020)