Für euch gelesen: Wege, wie die Hisbollah im Libanon bekämpft werden kann
In den vergangenen Jahren geschah viel zu wenig, um die Hisbollah zu stoppen, die im gemeinsamen Kampf mit dem islamistischen Regime im Iran den jüdischen Staat Israel vernichten will. Bindende UNO-Resolutionen wurden nicht umgesetzt. Nun ist eine entscheidende Phase, um die langfristigen Bedingungen für einen dauerhaften Waffenstillstand einzuleiten. Hanin Ghaddar vom Washington Institute for Near East Policy hat dafür am 9. Oktober eine “Roadmap” vorgeschlagen, die wir hier für euch zusammenfassen und um weitere komplementäre bzw. konterkarierende Argumentationen anderer Expert:innen ergänzen. (Zum Paper, PDF)
Jahne Nicolaisen: "Der Konflikt zwischen Antisemitismus und Wissenschaftsfreiheit an deutschen Universitäten"
Masterarbeit
Gegen ein allgemein-abstraktes Verständnis ist der spezifisch akademische Antisemitismus zu bestimmen, der sich als Ideologie an das akademische Feld anpasst: So wird Wissenschaftsfreiheit als defensives Individualrecht und die wissenschaftliche Form beansprucht, während sich antisemitische Ressentiments und Wissenschaftsfeindlichkeit zeigen. Die Bedrohung für die Wissenschaftsfreiheit ist aus seiner irrationalen, antagonistischen und spaltenden Logik zu begreifen. Denn er geht mit Täter-Opfer-Umkehr, Leugnungen und weiteren sozialen Abwehrhandlungen einher, die Antisemitismuskritik erschweren und einen verschwörerischen ‚jüdischen‘ Feind imaginieren, der ‚Kritik‘ unterdrücke. Antisemitisch Agierende profitieren von einer organisationskulturellen Neutralität in den deutschen Universitäten, die selten Sanktionen folgen lassen – wenn sie das Problem überhaupt benennen. Denn die institutionelle Selbstregulierung und ihr Ideal der Wissenschaftsfreiheit scheitern an einem systemisch reproduzierten Antisemitismus und einer spiegelbildlichen Selbstidealisierung: Die zumeist liberalen Theorien (hier: Elif Özmen) der Wissenschaftsfreiheit gründen auf den Dualismen wissenschaftlich/ unwissenschaftlich und wissenschaftlich /ideologisch, mit der das Ideologische ausgeblendet wird. Während Özmen auf der Trias von Rechtsstaat, demokratischer Gesellschaft und akademischer Selbstregulierung vertraut, zieht sie keine Konsequenz aus ihrer Erfahrung, dass die meisten Professor:innen bei "Vorfällen“ schweigen. In ihrem Zweckrationalismus, Pragmatismus und Formalismus blendet Özmen von der real unvernünftigen Gesellschaft ab, die systemisch pathisch-projektive Bedürfnisstrukturen, entsprechende Deutungsmuster und mit Alltagsgewalt verbundene strukturelle Angstregime reproduziert. Für Jüdinnen und Juden gehören Universitäten zu jenen Regimen, da im akademischen Milieu mit dem „progressiven“ Ticket, das auf bestimmten schützenswerten, rigiden Gruppenidentitäten gründet, die Widerstandskraft gegen jede Form des Antisemitismus (insb. israelbezogen) schwindet. Indirekt können humanistische Kernmissionen der Akademie (A. Rosenfeld) und ihre Strukturprinzipien (R. K. Merton) Schlimmeres verhindern. Allerdings wäre eine kritische Theorie skeptisch, da jene humanen Missionen und Prinzipien im Antisemitismus als einer „Ontologie der Reklame“ (Adorno) verhöhnt würden. Mehr noch, die ‚Grenzen der Aufklärung‘ stecken in der Wissenschaftsfreiheit selbst: Unter der formalrechtlichen Freiheit kann sich der antisemitische Wahn in wissenschaftlichen Meinungen ‚frei‘ äußern und reproduzieren – das ist der ‚Antagonismus im freien wissenschaftlichen Meinen‘ (in Anlehnung an Adorno). Eine kritische Theorie zielt auf eine antinomische Moralkritik unter den Bedingungen des herrschenden Allgemeinen, die jede sozial und von vernünftigen Zwecken abstrahierende Ethik zur schlechten Unendlichkeit verleiten. Die formale Freiheit zur Wissenschaft bedarf mündiger Subjekte, die diese in bewusster gesellschaftlicher Negativität entfalten und Verfolgte unterstützen. Nicht zuletzt würden sie sich gegen instrumentalisierende Praxisanweisungen stellen und für den Vorrang des zu erkennenden Objekts eintreten, von dem keine unliebsamen Erscheinungen subjektiv abzuwehren sind.
Die Arbeit ist hier abzurufen!
Am 02. April 2024 wird Nicolaisen im Rahmen eines Vortrages seine Masterarbeit vorstellen. TBA!
Das Israelbild in Lehrmaterialien - eine Checkliste für pädagogische Materialien im antisemitismuskritischen Unterricht
Juni 2020
Die Handreichung von Jörg Rensmann bietet Lehrer*innen und anderen Lehrpersonen mit dieser Checkliste eine Orientierungshilfe bei der Auswahl von pädagogischen Materialien in Bezug auf israelbezogenen Antisemitismus und den Nahost-Konflikt.
Die Orientierungshilfe kann hier heruntergeladen werden.