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Pressekonferenz: „Das Simon Wiesenthal Center und die Liste der schlimmsten anti-semitischen/antiisraelischen Verunglimpfungen 2012“

Donnerstag, den 31. Januar 2013, Berlin

mit Rabbi Abraham Cooper vom Simon Wiesenthal Center, Los Angeles

Dr. Matthias Küntzel, Politikwissenschaftler, Hamburg

Begrüßung: Michael Spaney, Mideast Freedom Forum Berlin


Presseerklärung

Presseerklärung des MFFB, 1. Februar 2013. 

Scharfe Kritik des Simon Wiesenthal Centers an Augstein erneuert

Rabbi Cooper: Augsteins Verleumdungen religiöser Juden schüren den Hass Circa 60 Journalisten nahmen heute an einer Pressekonferenz teil, die sich mit der Liste der schlimmsten antisemitischen und antiisraelischen Verunglimpfungen 2012 des Simon Wiesenthal Centers und dem Fall des deutschen Journalisten Jakob Augstein befasste. Auf Einladung des Mideast Freedom Forum Berlin stellten sich dazu Rabbi Abraham Cooper vom Simon Wiesenthal Center in Los Angeles und der Politikwissenschaftler Dr. Matthias Küntzel den Fragen der Presse. Rabbi Cooper lobte Kanzlerin Angela Merkel für die direkte Konfrontation des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi, der Juden als "Kriegstreiber" und Nachfahren von "Affen und Schweinen" bezeichnet hatte. Mursi und die Muslimbruderschaft waren die Nummer 1 auf der Liste der schlimmsten antisemitischen Verunglimpfungen. „Wir sind Kanzlerin Merkel dankbar, dass sie Mursi konfrontiert hat. Mursi versucht, 14 Mrd. Euro an Unterstützung aus den USA, der Weltbank, Deutschland und anderen westlichen Ländern zu erhalten. Die Welt kann dieses Manifest des Hasses von der Regierung des größten und einflussreichsten arabischen Landes nicht tolerieren.“ Rabbi Cooper diskutierte dann die Nummer 9 der Liste – den deutschen Journalisten Jakob Augstein: „Augstein hat selbst bestätigt, dass er ein Antisemit ist. Er hatte die Gelegenheit, sich zu erklären oder zu entschuldigen. Stattdessen hat er aber seine antisemitischen Aussagen in einem Gespräch im Spiegel weiter bekräftigt.“ Cooper hob insbesondere die Aussagen Augsteins zu orthodoxen Juden, den Haredim, hervor. Augstein hatte ultraorthodoxe Juden Israels mit islamischen Fundamentalisten verglichen und erklärt, sie folgten einem ‚Gesetz der Rache“. „Leider hat Jakob Augstein diese grundlosen und verleumderisch-stereotypen Aussagen über die Haredim wiederholt. Ein großer Teil der sechs Millionen Opfer der Shoah waren religiöse Juden; sie waren die ersten, die auf den Straßen Deutschlands und Österreichs angegriffen wurden. Religiöse Juden 80 Jahre nach Machtübertragung an Hitler mit dem Gesetz der Rache, mit dem Aufruf zur Gewalt und mit Islamisten in Verbindung zu bringen, ist die ultimative Chuzpe“, erklärte Cooper. „2013 waren religiöse Juden die Zielscheibe auf den Straßen von Berlin, Paris, Kopenhagen und Malmö“, fügte Cooper hinzu. Der Hamburger Politikwissenschaftler Dr. Matthias Küntzel, ein weltweit renommierter Antisemitismusforscher, analysierte den Verlauf der Augstein-Antisemitismus-Debatte in Deutschland. Er kritisierte, viele Medienvertreter hätten Augstein zu schnell und unreflektiert verteidigt: „Lesen Sie seine Worte – sind diese angemessen, und kann man sie verteidigen?“, fragte Küntzel und fügte hinzu: „So wie es früher normal war, etwas pauschal gegen Juden zu haben, ist es heute normal, etwas pauschal gegen Israel zu haben.“ Küntzel forderte die Anwesenden auf, jetzt eine Debatte über Journalismus und Antisemitismus zu beginnen. Die Liste der zehn schlimmsten antisemitischen und antiisraelischen Verunglimpfungen des Simon Wiesenthal Centers finden Sie hier. Die Stellungnahme von Dr. Matthias Küntzel auf der Pressekonferenz finden Sie hier.   Eine kleine Auswahl an Texten zum israelbezogenen Antisemitismus: Natan Sharansky: 3D Test of Anti-Semitism: Demonization, Double Standards, Delegitimization (Herbst 2004) Eine Arbeitsdefinition von Antisemitismus nach der European Union Agency for Fundamental Rights (ehemals EUMC) (2004)   Einige frühere Texte zur Debatte um Augstein und AntisemitismusInterview mit Rabbi Cooper (Jungle World, 24.1.2013) Interview mit Rabbi Cooper: "Augstein hat eine Grenze überschritten" (Stefan Frank, Lizas Welt, 10.1.2013) Matthias Küntzel: Jakob Augstein und der Israelkomplex (Die Welt, 14.1.2013) Interview mit Prof. Samuel Salzborn: Dämonisierung mit dem Ziel der Delegitimisierung (Die Welt, 16.1.2013) Henryk Broder: Brief an meinen Lieblings-Antisemiten Augstein (Die Welt, 6.12.2012) Deniz Yücel: Mit fettarschiger Selbstzufriedenheit (taz, 15.1.2013) Lizas Welt: Freispruch für Deutschland (5.1.2013) ZAPP (Fernsehen): Antisemitismus - Ringen um das richtige Wort (16.1.2013) Stephan Grigat: Ressentiment mit bestem Gewissen (Der Standard, 15.1.2013) Rainer Trampert: Die große Heimsuchung (Jungle World, 10.1.2013) Stefan Gärtner: Wer Juden hasst, bestimme ich (Titanic, Jan. 2013) Anetta Kahane: Erst mal versuchen, zu verstehen (Berliner Zeitung, 6.1.2013) Klaus Bittermann: Ein Missbrauchsopfer wehrt sich (Achse des Guten, 17.1.2013) Benjamin Weinthal: Uproar over 'anti-Semitic' Spiegel columnist (Jerusalem Post, 3.1.2013)Patrick Gensing: Die Unfähigkeit, Antisemitismus zu begreifen (Publikative, 10.1.2013)