Mittwoch, 20.4.2011, Robert-Koch-Saal, Berlin.

Seit der Jasmin-Revolution in Tunesien und Mubaraks Rücktritt in Ägypten befindet sich der Nahe Osten im rasanten Umbruch. Die Aufstände gegen jahrzehntelange politische Unfreiheit, Entrechtung, Perspektivlosigkeit, Korruption und wirtschaftliche Missstände haben die Machthaber ebenso erschüttert wie das westliche Bild einer arabischen Kultur, in der die Menschen weder den Willen noch die Fähigkeit zur Demokratie besäßen. Doch sind es keineswegs nur demokratische Kräfte, welche die neuen politischen Spielräume nutzen wollen. So ist in Ägypten die Muslimbruderschaft die am besten organisierte politische Kraft, und die Islamische Republik Iran versucht nach Kräften, die Instabilität in der Region zu fördern und auszunutzen. Der revolutionäre Aufbruch könnte einen Nahen Osten nach sich ziehen, in dem der islamistisch-antidemokratische „Widerstandsblock“ gegen Israel und den Westen die Vorherrschaft gewinnt, wenn die Regime im Iran und Syrien nicht fallen. Umso wichtiger ist es deshalb für demokratische Kräfte im Nahen Osten und im Westen, zu kooperieren und dabei islamistischen und demokratiefeindlichen Organisationen und Regimen entgegenzutreten. Auf welchem Weg befindet sich Ägypten nach Mubarak? Wie haben sich die Machtverhältnisse in der Region verschoben, und wie kann der Westen dazu beitragen, tatsächlich demokratische Kräfte und Entwicklungen zu fördern? Zu diesen und anderen Fragen wird mit Bassam Tibi einer der international renommiertesten Kenner des Nahen Ostens sprechen. Bassam Tibi war von 1973 bis 2009 Professor für Internationale Beziehungen in Göttingen und hat im Rahmen von 18 Gastprofessuren weltweit geforscht und gelehrt, ab November 2011 ist er Professor an der Stanford University. Er wurde 1944 in Syrien geboren. Seine in 16 Sprachen übersetzten Publikationen befassen sich mit der Geschichte des Islam, der modernen politischen Geschichte des Nahen Ostens, Islamismus und Antisemitismus, den westlich-islamischen Beziehungen sowie der Integration von Muslimen in westlichen Ländern. (www.bassamtibi.de) Moderation: Matthias Küntzel, Politikwissenschaftler, Publizist und Vorstandsmitglied von SPME Deutschland. Autor von u.a. Djihad und Judenhass und Die Deutschen und Iran – Geschichte und Gegenwart einer verhängnisvollen Freundschaft (2009). (www.matthiaskuentzel.de) Eine Veranstaltung von Scholars for Peace in the Middle East (SPME) und dem Mideast Freedom Forum Berlin (MFFB).